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Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#1 von senna89 , 05.05.2014 04:46

Im Rahmen meines Studiums schreibe ich gerade eine Hausarbeit über das geplante Freihandelsabkommen zwischen USA und der EU.
Bei meiner Recherche bin ich gerade über folgendes gestolpert und war recht erstaunt:

"Import quotas especially restrain trade in the textiles and clothing industry. However, the US as well as the EU just use this instrument against developing nations (e.g. Mexico) and Japan as the only industrialized country. Generally, Japan is the aim of most agreements regarding quantitative restraints (including voluntary export restraints).
For example, the EU negotiated in 1991 a voluntary export restraint agreement on cars with Japan. This contract limits the Japanese direct exports to the EU from January 1993 until the end of 1999 to 1.23 million units each year. This number is equivalent to the import volume in 1990. A special problem are the so-called “transplants”, those cars that are produced by Japanese plants in a country of the EU, e.g. Great Britain. These units do not belong to the quota but their number is critically observed - especially by France (Siebert 1994, p. 179)."

Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ausschaut, aber ich war mir darüber noch gar nicht bewusst. Ich dachte immer Honda wäre selbst Schuld gewesen am Niedergang in den 90ern. Aber hier geht deutlich hervor, dass die EU ein Exportverbot für japanische Autos gegen Japan ausgesprochen hatte um die europäische Autoindustrie zu schützen. Zwischen 1991 und 1999 war es der gesamten japanischen Autoindustrie nur erlaubt max. 1,23 Millionen Autos pro Jahr in Europa zu verkaufen!!! Kein Wunder also, dass die Marke hier den Bach runter ging... Selbst nachdem in Großbritannien produziert wurde (Und damit nicht mehr unter das Verbot fiel), hat man das Ganze kritisch beobachtet und weiteren Entwicklungen rechtliche Steine in den Weg gelegt. Sicher waren die zum Teil auch selbst Schuld daran, aber wenn einem solche Ketten angelegt werden... Da hat man als Unternehmer keine Planungssicherheit...

Von daher nur allzu nachvollziehbar, dass man sich von dem europäischen Markt abgewendet hat und auf gut Deutsch gesagt "kein Bock mehr hatte" hier groß was auf die Beine zu stellen. So sehr ich mir der Tatsache bewusst bin welche entscheidende Bedeutung die Autoindustrie für die Deutsche Wirtschaft hat, finde ich es dennoch heftig, wie das von der Autolobby als Vorwand genutzt wird, um auch noch im Jahr 2014 für elektrische Fensterhaber und Becherhalter extra Geld zu verlangen...
Eine Regulierung der Importe, die ja durchaus Sinn macht, da die Japaner (Besseres Preis-/Leistungsverhältnis) wohl sonst mehr Autos verkauft hätten als die Deutschen und dann viele hier ihren Job los gewesen wären, war im Ursprung für den Schutz der Volkswirtschaft. Nur Schade, dass am Ende das Volk bzw. der Otto Normalverbraucher am Wenigsten davon profitiert...

Wenn man mal in die USA reist, dann sieht man wie krass die Japaner den Markt dominieren. Japanische Autos, insbesondere Hondas, sieht man an jeder Straßenecke stehen. Auch ältere Modelle wie unsere Youngtimer gehören noch zum normalen Straßenbild und das oft in einem verblüffend guten Zustand. Bei weitem nicht die Schrottmühlen, die im Zuge der EU-Osterweiterung (Nichts gegen Osteuropa, aber wenn man von EU-WEITEN REGELUNGEN spricht, müssen diese dann auch gleich durchgesetzt werden) immer mehr hier rumfahren.
Aber das scheint leider der Zeitgeist zu sein... Der umgefallene Reissack in China interessiert mehr, als das Chaos vor der eigenen Tür...


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#2 von krb , 05.05.2014 05:54

Für uns Ältere (50 +) sollte diese Information nicht neu sein. Zehn Jahre vor dieser Vereinbarung gab es schon Beschränkungen. Nochmals 15 Jahre vorher ebenfalls. Steine wurden japanischen Herstellern seit dem Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in den Weg gelegt (ob EU oder länderspezifisch). Damit hatte Honda eigentlich seit Beginn des Exports nach Europa zu kämpfen. Das war schon immer EIN Grund, betriebswirtschaftlich eher unsinnige Entscheidungen zu treffen, gäbe es diese Beschränkungen nicht - wie z. B. Produktionsstätten im Ausland einzurichten.


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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#3 von el_espiritu , 05.05.2014 06:51

Es gibt aber ja auch genug japanische Marken, die nicht den Bach runtergegangen sind. Das alleine oder auch nur zum großen Teil daran fest zu machen wäre falsch.


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#4 von Hondafreak1981 , 05.05.2014 08:34

Die sollen mal lieber die Koreaner begrenzen :-)


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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#5 von ElChorro , 05.05.2014 09:34

Zitat von Hondafreak1981 im Beitrag #4
Die sollen mal lieber die Koreaner begrenzen :-)
Diese Sprüche gab es Anfangs der 70ger gegen japanische Autos schon mal

Die Ausführungen von @Senna89 entsprechen nicht ganz den tatsächlichen Gründen. Viel mehr dazu beigetragen hat die Tatsache, dass Honda in Deutschland so ab 1993 durch den Wegfall des Jazz plötzlich keine Autos mehr unterhalb der 20.000 DM Grenze anzubieten hatte.
Die ersten "City's" die hier in Offenbach und Umgebung zu Testfahrten unterwegs waren, hätten vielen Händlern wahrscheinlich sehr gut getan. Hinzu kommt noch, dass von den Händlern eine kostspielige optische Aufwertung ihrer Werkstätten ( alles mußte weiß gefliest sein! ) wegen der Einführung des NSX verlangt wurde.
Der Legend KA8 wurde hier z.B. so gut wie gar nicht beworben.
Warum z.B. das Civic Coupe hier nicht in der 160Ps Variante angeboten wurde, wird wohl auch immer ein Geheimnis der deutschen Entscheidungsträger bleiben.


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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#6 von Mr.HondaKA3 , 05.05.2014 10:04

Zitat von Hondafreak1981 im Beitrag #4
Die sollen mal lieber die Koreaner begrenzen :-)


Weshalb bist Du eigentlich so abgeneigt gegen KIA und HYUNDAI?

Gab es da mal einen Zwischenfall?

Habe ich etwas verpasst?


Mr.HondaKA3

RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#7 von Ubbedissen , 05.05.2014 10:14

Moin Foris,


Mit obigen Text den Rückgang der Verkaufszahlen in den 90er Jahren zu erklären, ist aus meiner Sicht etwas zu kurz gegriffen.

Richtig ist, dass es zwischen den Handelspartnern weltweit eine Menge an Beschränkungen und Handelshemnissen gibt. Hier greifen
Einfuhrzölle, technische Auflagen, zahlenmässige Ein-und Ausfuhrkontingente (Quoten) u.a.m.. Meistens untereinander abgestimmt und
gegenseitig vereinbart. Länder schützen ihre Heimatmärkte aber auch durch die sog. Maßnahmen des Protektionismus.
Maßnahmen zum Schutz der eigenen Interessen aber auch um die Ordnung des Welthandels zu regeln.

Hier macht Japan keine Ausnahme und versteht sehr gut seinen heimischen Markt zu schützen.

Das oben zitierte "voluntary export restraint (VER) agreement" ist übrigens keine einseitige Verordnung der EU von 1991 (!)
sondern eine freiwillige Exportbeschränkung, welche vor Inkrafttreten unter Handelspartnern ausgehandelt wurde.


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#8 von senna89 , 05.05.2014 11:08

Zitat von Ubbedissen im Beitrag #7
Moin Foris,
Das oben zitierte "voluntary export restraint (VER) agreement" ist übrigens keine einseitige Verordnung der EU von 1991 (!)
sondern eine freiwillige Exportbeschränkung, welche vor Inkrafttreten unter Handelspartnern ausgehandelt wurde.



Wieso haben die sich freiwillig beschränkt? Ist das eher im Sinne von "Geben und Nehmen" zu verstehen? Dafür hat die EU sich auch für irgendwas beschränkt?
Oder muss man darunter verstehen, dass es sonst ein komplettes Verkaufsverbot gegeben hätte, wenn sie sich nicht "freiwillig" beschränkt hätten...

Danke euch für die informative Richtigstellung bzw. Korrekturen! Bin kein Wirtschaftsspezialist, mich hat das aber dennoch stutzig gemacht. Ich mein selbst wenn man den heimischen Markt schützen muss, den Import auf knapp 1 Mio. Autos pro Jahr zu begrenzen; das steht doch in keinem Verhältnis, oder?

Und wenn man sich schon auf diese Weise schützt, dann stehen die eigenen Marken doch eigentlich in der Pflicht es besser zu machen (natürlich auf das Preis-/Leistungsverhältnis bezogen)...


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#9 von Hondafreak1981 , 05.05.2014 12:22

Gerade nochmal das Video hier gefunden:http://youtu.be/XjwVtbtalC4 Total optimistisch war er noch damals...
@c3 das kann ich dir bei der hcc erklären :-)


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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#10 von Ubbedissen , 05.05.2014 14:36

Zitat
Wieso haben die sich freiwillig beschränkt? Ist das eher im Sinne von "Geben und Nehmen" zu verstehen?



Genau, so in etwa.

Immer mit dem Hintergrund, dass der Welthandel gesteuert/reglementiert wird und die Entwicklung der Handelszonen/Länder
in eine geplante Richtung geführt werden soll. Als rechtliche Grundlage ist hier das 1948 inkraftgetretene Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT)
zu sehen.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Welt, so wie wir sie Heute kennen, ist auch ein Ergebnis dieses Zoll- und Handelsabkommen.
Ziel war und ist zudem, einen schwunghaften weltweiten Handel zu betreiben. Die gigantischen Warenströme zeugen davon.
Ob es hierbei immer gerecht zugeht und ob allen Abkommen tatsächlich eine "freiwillige Übereinkunft" innewohnt, mag ich nicht
beurteilen.

Es sind nunmal internationale Gremien, graue Eminenzen, welche beschließen ob und wie sich eine Region entwickelt, hier spielen auch geopolitische
und militärstrategische Aspekte eine große Rolle. Leider ist es nicht mehr so, dass sich das Beste (Produkt) durchsetzt.
Keine Rolle hingegen spielen "Marken" oder besser, unter Markennamen vermarktete Produkte, in der Statistik des Welthandel.
So gesehen kennt der Welthandel keine "Marke" nur Zahlen, Verrechnungsgrößen.


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#11 von Hondaholic2 , 06.05.2014 01:10

Wie es augenblicklich um HONDA bestellt ist, sollte einem zu denken
geben:

Einfache Werbung für die augenblickliche Modellpalette reicht nicht
mehr aus, die Verkaufszahlen bleiben weit unter den erhofften.
Deshalb wird in der Not der Versuch gestartet
3.000,- Euro für den Alten bei Neukauf, egal welcher Zustand ...

Ich drücke HONDA die Daumen !

Ein Händler sagte mir kürzlich voraus, dass nach Daihatsu als nächster
Mitsubishi den europäischen Markt verlassen wird.
- dann HONDA ?


"MY DREAM IS TO FLY" (Soichiro HONDA)


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#12 von Ubbedissen , 06.05.2014 09:19

Zitat
Ein Händler sagte mir kürzlich voraus, dass nach Daihatsu als nächster
Mitsubishi den europäischen Markt verlassen wird.



Die können rechnen und ziehen einfach weiter. In ein Land, wo es sich lohnt ihre Autos zu verkaufen.
Kluge Köpfe.

Hier, auf dem sinkenden Schiff, wird man es gar nicht bemerken.


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#13 von SaschaOF , 06.05.2014 12:01

Zitat von Hondaholic2 im Beitrag #11

Wie es augenblicklich um HONDA bestellt ist, sollte einem zu denken
geben:

Einfache Werbung für die augenblickliche Modellpalette reicht nicht
mehr aus, die Verkaufszahlen bleiben weit unter den erhofften.
Deshalb wird in der Not der Versuch gestartet
3.000,- Euro für den Alten bei Neukauf, egal welcher Zustand ...





Warum? Im Moment ist jeder froh, verkaufen zu können und wirft mit Rabatten um sich. Den letzten neuen Audi für die Firma habe ich mit 23% Nachlass gekauft. Neu, kein Auslaufmodell, bereits Faceliftmodell. Das waren dann schlappe 20240€ Nachlass (!). Und Honda ist nun mal eine Marke, die von Privatkäufern lebt - im Flottengeschäft spielt diese Marke keine Rolle. Und der Privatkäufer wartet im Moment lieber nochmal ab, bevor er sich ein Leasing oder einen Kredit (ja, kaum einer bezahlt sein neues Auto in bar) an den Hals hängt. Genau wie ich ja auch - der CM1 kann nach 11 Jahren und 130000km eigentlich ausgetauscht werden gegen einen neuen Civic Tourer - muss es aber nicht.


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#14 von SaschaOF , 06.05.2014 12:03

Weltweit geht es Honda übrigens bestens, und es steht derzeit wohl nicht zu erwarten, dass man sich aus EU zurück zieht. Dafür spricht auch die Entwicklung der neuen kleinen Turbomotoren - die will im Rest der Welt keine Wutz haben, die kommen exclusiv für EU, genauso wie die neue Dieselgeneration. Diese immensen Kosten werden nicht gemacht um in absehbarer Zeit diesen markt zu verlassen.


 
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RE: Rechtliche Hintergründe: Hondas Niedergang in Europa

#15 von Hondafreak1981 , 06.05.2014 12:32

Damals sah es noch so gut aus :-(

Angefügte Bilder:
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